Franziskanerinnen

11 Mai

Das Franziskanerinnen-Kloster zu Rees (1436 – 1811)

Heinz Belting, Mitglied des Reeser Geschichtsvereins recherchierte zu diesem Thema und veröffentlichte dazu eine Publikation gleichen Titels im Selbstverlag. Exemplare sind im Stadtarchiv und in der Stadtbücherei vorhanden. Sie dienten als Quelle für den nachstehenden Text. Weitere Quellen werden namentlich genannt. 

Franziskanerinnen

Sie werden auch Schwestern des dritten Ordens genannt.  Weitere Bezeichnungen sind Franziskanessen oder Tertiarinnen. Sie haben im Unterschied zu den Franziskanern (1. Orden, von Franz von Assisi gegründet) und dem Frauenorden, den Klarissen (auch 2. Orden genannt) kein Gelübde abgelegt, sind also Laienschwestern.

Gründung des Nonnenkonvents in der Fallstraße

Am 6. Feburar 1436 erteilte das Kapitel zu Rees, die Vollmacht „in einer Hofstätte in der Wallstraße zu Rees, genannt Beginenhof“ ein Schwesternhaus zu errichten. Heute stehen an dieser Stelle der St. Irmgardis-Kindergarten sowie das Karl-Leisner-Heim. Dort lebten die Schwestern nach den Regeln des Nonnenklosters in Kalkar. Gestiftet wurde es wohl durch die „frommen Gaben einiger Bürger.“

Gründe für die Umwandlung des Beginenhofes in ein Franziskanerinnen-Kloster waren:

  • Der Kurie war das Leben der Beginen ohne Ordensregel ein Dorn im Auge. (Belting)
  • Die Beginen lebten ein alternatives und vollkommen unabhängiges Leben, das weder eindeutig weltlich noch religiös zu nennen war. Sie ordneten sich keinerlei Zwängen unter und waren wirtschaftlich und spirituell unabhängig. Das widersprach dem Bild der Frau, das in der von Männern dominierten Kirche herrschte, die in Hierarchien dachte. (http://www.frauenwissen.at/beginen.php)

Wer lebte dort? 

„Jungfrauen und Witwen, die sich einfach, ehrbar und fromm zurückziehen und sich durch ihrer Hände Fleiß ernähren.“ (Belting)

1707: Dokument über die Aufnahme der Wilhelmine Wultiens (Wöltges) und der Johanna von Ommeren ins Kloster. Für ihre Aufnahme und Verpflegung wurde eine Summe von 1.400 Gulden gezahlt.

Es scheint sich keine der Nonnen in besonderer Weise in der Öffentlichkeit profiliert zu haben. Daher sind uns nur einige wenige Namen bekannt. 

So gibt eine Skizze der Grabstätten in der Kirche über einige Verstorbene Auskunft: 1666 Johanna Schleuters, 1664 suster catharina Streithagen, 1693 Soror Maria Bonniers oder 17. Sept. 1686: suster Steven von Enschede begraven

Als 1809 in Vorbereitung auf die Säkularisierung (Übergang in weltliches Eigentum, Dekret Kaiser Napoleon) die Werte des Klosters ermittelt wurden, setzten die folgenden Personen ihre Unterschrift unter das Dokument: Rektor Werner Eskes, Schwester Clara Geerlings, Domänen-Rentmeister Uberhorst für die französische Verwaltung

Als das Kloster im Jahr 1811 aufgehoben wurde, lebten dort noch 19 Schwestern.

Wirtschaftlicher Erfolg

Wie ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte des Klosters dessen wirtschaftlicher Erfolg, der sich durch Kauf, Schenkungen, Tausch oder Erben von Ländereien auswies. Diese Ländereien verpachteten sie zumeist weiter. Heinz Belting hat dazu zahlreiche Dokumente aus dem Landesarchiv NRW abgelichtet: Findbuch 121.80.00 Rees, Tertiarinnen-Franziskanessen.

Als Gegenleistungen haben die Schwestern Messen lesen lassen und für die Stifter von Land und Vermögen gebetet.

Beispiele:

  • 1446: Hilla von Mecheln und ihre Kinder verkaufen Land im Reeser Feld
  • 1449: Alyet, Witwe des Conrad von der Porten, und ihre Töchter verzichten auf Ländereien zugunsten des Klosters
  • Theoderich von der Wydich und seine Frau Elisabeth schenkten etwa 2 Morgen Feld „bei dem Gruteweg“, heute Grüttweg

Besonders wichtig schien die Schenkung der Schwestern Anna und Helene Berntz zu sein, die im Jahr 1657 erfolgte. Das Nonnenkonvent erhielt ihren Anteil an den Länderein des Gietgen (heute Wardstraße) „unter Vorbehalt der Leibzucht (Lebensunterhalt) ihrer Schwester“. Die Nonnen mussten  an Sonn- und Feiertagen Festmessen halten. Die Schwestern erhielten zum Dank ihre letzte Ruhestätte links und rechts neben den Stufen zum Altar.

Auflösung des Klosters und weitere Geschichte

  • 1811: Die Immobilien gingen in Staatsbesitz über, wurden verkauft oder verpachtet
  • 1811: Nonnen mussten ihre Ordenskleidung ablegen, ihre Wohnungen räumen und sich in ihre Geburtsstadt begeben, dazu erheilten sie Reisegeld
  • Sie waren 1811 zwischen 38 und 87 Jahre alt, dazu gab es eine Novizin im Alter von 30 Jahren

1821: private katholische Mädchenschule wurde an der Ecke Kirchhof/Hahnenstraße eingerichtet. Dort wurde ihnen neben Rechnen, Schreiben und Lesen auch Handarbeiten beigebracht.

1828 siedelte diese Schule ins ehemalige Nonnenkloster über

1832: In der ehemaligen Kirche des Nonnenklosters wurde eine Schule mit 2 Jungen- und 3 Mädchenklassen sowie eine Lehrerwohnung eingerichtet.

Einige der Schwestern blieben auch nach der Säkularisierung in Rees als Stadtschwestern und widmeten sich der Kranken-und Altenpflege. Sie wohnten in einem Haus in der Kapitelstraße, das 1945 zerstört wurde. Es lag in den heutigen Gärten der Häuser Nr. 5 und 7.

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