Synagoge 1938: Jüdin Liesel Sander

10 Mai
Synagoge in der Oberstadt, Michael Hoffmann

Synagoge in der Oberstadt, Michael Hoffmann

Aus dem Büchlein „Rees – da kann man nicht meckern!“ von Gisela Behrendt (Texte) und Michael Hoffmann (Zeichnungen), Rees 2006.

7 In der Oberstadt: Die ehemalige Synagoge 1840


Heute erinnert nur noch eine schlichte Gedenktafel an dem Privathaus Oberstadt 16 daran, dass an diesem Ort einmal die Synagoge gestanden hat. Das Gebäude wurde bei dem Bombenangriff im Februar 1945 vollständig zerstört.

Errichtet wurde der Bau um 1840; er bot 75 Personen Platz. Damals lebten 130 Juden in Rees, 1925 wurden 59 gezählt, im Jahr 1933 waren es insgesamt 55. Heute wohnt kein Bürger jüdischen Glaubens mehr in der Stadt. Jedes Jahr versammeln sich Bürger am 9. November am Mahnmal  in der Nähe des Busbahnhofes, um der im 3. Reich getöteten Juden und der niederländischen Zwangsarbeiter zu gedenken.

Volksschule und Betraum

Im Erdgeschoss der Synagoge befanden sich die israelitische Volksschule sowie die Lehrerwohnung, während im hinteren Bereich die Mikwe (das Ritualbad) angesiedelt war. Im Zwischengeschoss waren der Betraum mit der Frauenempore, dem Thoraschrein und einem großen Messingkronleuchter untergebracht, im Dachgeschoss die Schlafzimmer. Am 22. September 1911 suchte eine Feuersbrunst die Oberstadt heim. Hiervon war auch die Synagoge betroffen, die allerdings schnell wieder renoviert wurde.

Anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums fanden vom 14. bis 16. Juli 1928 Feierlichkeiten statt, an denen außer den christlichen Gemeinden die jüdische mit dem Rabbiner Dr. Benedikt Wolf aus Köln teilnahm. Dass unter den Religionen zu diesem Zeitpunkt noch Frieden herrschte, zeigte sich daran, dass der jüdische Geistliche dem Vorbereitungskomitee angehörte.

Reichspogromnacht 1938

Diese Eintracht wurde jedoch durch die Naziherrschaft ab 1933 jäh unterbrochen und erreichte mit der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 auch in Rees einen unrühmlichen Höhepunkt. Als die damals 13-jährige Liesel Sander nach Hause kam, sah sie, wie Gegenstände aus der Synagoge auf der Straße lagen. Die Inneneinrichtung wurde verbrannt, das Gebäude blieb jedoch stehen. Im Jahr 1941 ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über, vier Jahre vor seiner endgültigen Zerstörung.

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